Donnerstag, 17. Mai 2012
Anjas Traum. Als ich von AINS aus Stuttgart heimkam, erzählte sie von Plan International. Sie hatte ein Stellenangebot. Am Dienstag erzählte sie davon und wollte natürlich wissen, warum ich die Redakteursstelle bei AINS nicht angetreten habe. Anja in Hamburg kann ich mir genausowenig vorstellen wie mich in Stuttgart. 2003 hatte ich mich schon mal dort beworben, um dich terrestrisch zu hören. Und dann warst du gar nicht in Stuttgart sondern in Baden-Baden. Was war das für ein Moment mit Walkman auf dem Stuttgarter Bahnhof, als Barsch sprach. Nur dass er einen Amokläufer in Leipzig erwähnte, war unschön, zumal der Zug dort endete.
Love is a battlefield, tönt es grad. Bin müde. Ben meint, er sei mir nicht egal. Hab Sven Weise um eine Kaffeetasse mit Bens Foto und seiner ersten SMS gebeten. Eine schöne Erinnerung. Aber noch schöner war das grinz heute. Gänsehaut. Ein Kontakt. André fragt, ob ich Kontakt zu dir habe. Nächstens fragt er, ob ich lese, wenn ich blättere. Ein Sommer auf Sylt.
Satt und schlapp. Mir fehlt die Stunde nach Mitternacht, die ich heute wach geblieben bin. Als ob ich nie zur Kultnacht munter geblieben wäre. Rosamunde Pilcher. Marion Fuchs ist verliebt, sagt sie jedenfalls.
Jetzt läuft mir auch noch die Nase, verklebte Augen, müde, Solarium! Nina, jaul. Puh. Jetzt wanderte der Cursor wie ferngesteuert durch den Text. Ich bin tatsächlich reif fürs Solarium, trotz laufender Nase. Aber das Training lasse ich weg. Und tschüß.
Mir ist schon wieder zum Heulen. Ein Geisterfahrer bei Coburg. Aufstehen. Endlich aufstehen. Bin so müde. Stephan hatte gestern Bernhard Hensches Blick. Reinkarnation. So, jetzt. Frisch geduscht. So gelikt, egal was du draus machst. Ich muss nicht alles begreifen, was ich tue. Kreutzer heist auch Stefan. Oje. Egal. Aber das Stephan einen Namensvetter hat, ist schon interessant. Hau ruck! Jetzt!
Die letzten Minuten vor dem Aufstehen. Ich fühle mich schwer, tonnenschwer. Dabei war der Kaffee gut. Joggen. Das Antibiotikum müsste raus sein. Nur die Schwere noch nicht. Breit wie ein Schrank. Kreutzer ist breit wie ein Schrank und hat eine dünne Stimme. Bestimmt ein unangenehmer Gegner. Nähe, Ben fragt, ob ich eine Beziehung will. Verdammt, wann ist ein Kontakt eine Beziehung? Ich begreife das alles nicht. Jahrelang im OP hatte ich mir nie Gedanken über die Reichweite eines Kontaktes gemacht, sondern bin sofort bei der Handwärme hängengeblieben, das ist transparenter. Und die Stimmfülle. Wenn sie echt und spontan ist. Vatertag ist, erinnert Kreutzer irgendwo an irgendeinem Mikro. Vielleicht hört ihm jemand zu. Ich will ins Studio. Nur noch aufstehen.
Distanz ist etwas Wunderbares, nur die Kälte fühlt sich dann klarer an. Das Studio ist bis 13 Uhr offen. Noch zehn Minuten liegen, dann duschen. Wenigstens ins Solarium will ich.
Hab mit Karin telefoniert: Sie kommt nach dem Kino vorbei Carpaccio essen. Der Juni ist in der Spende zu voll. Juli wäre für die Vorbereitung der Charity-Aktion vielleicht besser. Bevor ich Anja maile, warte ich das Gespräch mit Karin ab. Am 30. oder 31. ist Adrians Transplantation. Mir ist schlecht. Das ist alles so nah. Jetzt dir in die Augen zu schauen wäre schön. Kreutzer legt I don´t like Brigitte auf. Wer schizophren ist, ist nie allein.
Matthias Daberstiel hat sich gemeldet und zwei Vereine genannt, Kinderarche und Zivilcourage. Das Modenschau-Thema mit dem NGO-Thema zu verbinden sei gut. Mir ist kalt. Alles ist weit weg. Am Dienstag muss Adrian in die Isolation.
Begleiten zu können ohne einzuengen wäre schön. Himmelfahrt und der Kühlschrank ist voll. Dabei weiß ich genau, dass niemand kommt. Ich müsste jetzt ins Fitnessstudio, um das neue Kilo abzutrainieren, klebe aber am PC in der Hoffnung auf irgendein Signal, kommentiere dich und beäuge skeptisch meine Beziehungsfähigkeit. Wenn ich jetzt Vater anrufe, ist er bestimmt schon in Kreischa ohne Mutters Buch mitgenommen zu haben. "Ziemlich beste Freunde" hat sie sich gewünscht. Seit Samstag liegt es hier. Ich habe immer noch Horror vor der 86. Verdammte Blasenentzündung. Und Mcnep, als würde er es ahnen, postet ununterbrochen Patente zur Dammregion. Im Radio ist eine neue, dünne Stimme, ganz kehlkopfnah. Puh, es ist tatsächlich Kreutzer. Wie ist der enn heute drauf? Egal, vielleicht höre ich heute auch nur anders. Ich und meine Hörbahn ... Begleiten ohne einzuengen, radiohören und Scheißtexte über Saint Tropez schreiben. Als Kind hatte ich mir immer gewünscht dort zu sein, die Stege zwischen den Yachten entlang zu laufen ud dabei in die Wohnungen auf dem Wasser zu schauen. Ein Klein-Venedig aus Nobelbaracken. Ich sehne mich nach einem flachen, gebräunten Bauch. Nie wieder Rettichsalat. Jetzt in das Kissen zu greifen und statt meinem eigenen Schweiß deine Locken zu spüren. Aufzustehen wäre sinnvoll oder wenigstens irgendwas bei Wikipedia über den Urlaub an sich abzukupfern. Was macht Urlaub aus? VIPs? Anja immer mit ihren VIPs. Sonnenstrahlen, eine leichte Brise, Wasser, Saint Tropez. Meine linke Hand ist eingeschlafen. Jetzt zu joggen wäre vernünftig. Oder wenigstens ins Solarium zu gehen. Allmählich gewöhne ich mich an Kreutzer. Eine Stimme von vielen. Irgendwer im Radio, der zufällig grad am Mikro sitzt. Stattdessen kann ich dih lediglich lesen, ohne zu ahnen, wie du jedes dieser Worte formen würdest, ob du schniefst, dich grad ärgerst oder tatsächlich zufrieden bist. Ben hat gefragt, was ich will und was ich fühle. Ihn dasselbe zu fragen, hab ich mich bisher nicht getraut. Oder ist es, dass ich viel zu zerrissen bin, um zu ertragen, was er denkt und fühlt, während ich mich an meine eigene Verliebtheit gewöhne. Wahrscheinlich ist es einfach nur Selbstverliebtheit, wenn ich glaube ihn zu lieben. Und dann dieses verdammte Kilo. Es ist ärgerlich. Breit zu werden ist der Gau. Breit in Saint Tropez auf diesen schmalen Stegen. Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann dass diese Blasenentzündung weg ist, der Surfanzug passt, dass ich wieder ganz selbstverständlich Auto fahre und dass ich endlich bei diesen ewiglangen Typisierungsaktionen mitmachen kann. Tausend waren am Wochenende gekommen, als Adrian da war, gestern nur vier auf die Messe. Vielleicht sollte ich mich doch mehr um die Werbung für die Aktionen kümmern, statt für Anjas Charity-Aktion auszuscheren.
Puh, war erschrocken, als ich den Terminkalender sah. Karin packt den Juni verdammt voll.
Mittwoch, 16. Mai 2012
Ruhe und Gelassenheit ... Steuererklärung und Gutachten, alles Andere hat Zeit. Auch die intensivste Verliebtheit ist irgendwann vorbei. Hab mich beim Kämpfen beobachtet und tiefe Augenringe bekommen. André fragt ob mir das Lesen genügt. Hab geantwortet, dass ich es wichtig finde, dass du überhaupt schreibst, und dass ich mich freue dich lesen zu können. Darauf er mit seiner ewigen Paarungsthese, dass perfektes Glück nur aus einer intakten Beziehung resultieren könne und dass ich dementsprechend unglücklich sein müsse. Hab Angst durch mein Liken lehrerhaft zu wirken. Verdammt, ist das schon wieder Stalken? Nähe ist schon etwas Wunderbares. Mutter in Kreischa, Vater in Pillnitz, Tim in Einsiedel, Nina in Hamburg und ich? Im Fitnessstudio und im Solarium und in den Promieventtexten für Disy. Da bleibt kaum Zeit für Telefonate. Anja träumt von einem Charity-Event. Ich mag es sehr, wenn sie träumt. Wenn ich träume, denke ich meist an dich. Ohne konkretes Ziel. Heute in der Uniklinik kamen lauter Harleys vorbei und fuhren stundenlang im Kreis zwischen "meiner" Chirurgie und "meiner" Psychiatrie. Wenn das der Kinderchirurgie-Schubert erlebt hätte. Der wäre explodiert. Ich fands schön. Hab mir vorgestellt, du wärst dabei. Die hatten so ein Strahlen. Jeder ein Kind als Sozius.
Ich habe jetzt Bens Handynummer und ihm sogar schon gesimst. OK, ich passe auf, dass ich nicht nerve. Grokes Handynummer hatte ich auch mal gespeichert. Er hatte sie mir, wie sich später herausstellte, tatsächlich selbst gemailt. Nur ich in meiner Verwirrtheit begriff nicht, dass die Stimme am anderen Ende tatsächlich Groke und keinem Spaßvogel, der mich grad verarschen wollte, gehörte. Ich war aufgebracht und wies den am anderen Ende zurecht, wie es sein kann, dass er mir um Mitternacht mailt, dass ich ihn anrufen soll. Chaotisch wie ich war, vermutete ich sofort eine Fangschaltung, zumal ich ihm mehrfach in Mails mit meiner Sehnsucht konfrontiert hatte. Immerhin habe ich inzwischen das altarmäßig am Whiteboard angebrachte überlebensgroße Groke-Foto entfernt und nur noch die Kaffeetasse mit seinem Foto und dem vielsagenden Zitat "to be is to do, to do is to be. dobedobedobedo" neben meinem Monitor in der Knochenmarkspende. Allmählich trudelt der letzte Dresden-Event-Text ein, so dass nur noch die Promi-Events fehlen. Anja will, dass ich im Juni zwei Wochen bei ihr arbeite und eine Charity-Aktion vorbereite. Mal sehen, ob Karin einverstanden ist. Finanziell müsste es gehen. Bin immer noch müde. trotz Kaffee. Ben ist auf dem Foto sehr entschlossen, regelrecht schön. Vielleicht lasse ich mir eine neue Kaffeetasse machen, eine mit seiner ersten SMS und dem Foto. Ich glaube, ich bin glücklich.
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