Donnerstag, 27. September 2012

Heimkino
Am Schillerplatz hielt die Bahn länger als erwartet. Eine 90-Jährige war beim Zielbremsen gestürzt und war nicht mehr bereit aufzustehen um auszusteigen. Ich fragte sie, ob ich ihr helfen und bei dem, was sie vorhat, unterstützen darf. Sie ließ es zu. Kurz darauf kamen Dispatcher und Polizei, während der Straßenbahnfahrer das Protokoll anfertigte. Im Nachhinein war ich mir dann unsicher, ob sie mir tatsächlich das, was sie wollte, gesagt hatte und nicht das, wovon sie glaubte, dass ich es wollte.
From: christine
Sent: Thursday, September 27, 2012 5:42 PM
To: silvia.schelo@destatis.de
Subject: Re: Statistisches Bundesamt, Kundennummer: 290478 / 386298

Liebe Frau Schelo,

vielen Dank für Ihre Mail und für das Telefonat mit Thomas Graf. Meine Frage zielte weniger auf die akute Medikamentenvergiftung mit fraglich suizidalem Hintergrund, wie ihn Ihre Tabelle vermuten lässt (BTW: Man kann sich bei entsprechender Dosis auch mit Möhren vergiften), sondern vielmehr auf die fremdbestimmt erniedrigte durchschnittliche Lebenserwartung mit versus ohne Psychopharmaka-Therapie, also auf

- chronische Folgen wie der Leukämie-Tod nach jahrzehntelangem Psychopharmaka-Konsum oder
- akute Ereignisse wie die lebensbeendende Embolie unter Fixation bei psychopharmaka-bedingter Fettleibigkeit,

falls sie auf dem Totenschein festgehalten wurden.

Insofern wäre eine summarische Aussage zum erreichten Lebensalter mit versus ohne psychiatrische Erkrankung ein erster Schritt zum Hinterfragen besagter Aussage: "Psychopharmaka verkürzen das Leben um durchschnittlich 25 Jahre."

Ist eine Statistik mit zwei Variablen denkbar:
a) Lebensalter mit psychiatrischer Erkrankung
b) Lebensalter ohne psychiatrische Erkrankung

Denn bislang schauen Ihre Daten so aus, als ob die Länder mit der restriktivsten PsychKG-Handhabung die Länder mit der höchsten Gesamt-Lebenserwartung sind.

Herzlich
Christine Salzer


-----Ursprüngliche Nachricht-----
From: silvia.schelo@destatis.de
Sent: Thursday, September 27, 2012 2:13 PM
To: christine
Subject: Statistisches Bundesamt, Kundennummer: 290478 / 386298

Statistisches Bundesamt
Zweigstelle Bonn
H101-Krankenhausstatistik, Todesursachenstatistik
Postfach 17 03 77
53029 Bonn
Deutschland
Tel.: +49 (0)22899 643-8951
Fax: +49 (0)22899 643-8996
E-Mail: gesundheit@destatis.de
Allgemeine statistische Informationen unter https://www.destatis.de
Gesundheitsdaten unter http://www.gbe-bund.de


Sehr geehrte Frau Salzer,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 27. September 2012. Zu der Aussage "Jeder Hundertste stirbt unter der Zwangstherapie" liegen uns keine Daten vor. Die zweite Aussage, " Psychopharmaka verkürzen das Leben um durchschnittlich 25 Jahre" wird durch die beigefügten Tabellen unterstützt.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Informationen weiterhelfen konnten.

Falls Sie noch weitere Fragen oder Beratungsbedarf haben, können Sie sich jederzeit wieder an uns wenden.


Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag


Silvia Schelo

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Sie erreichen uns montags bis donnerstags von 8:00 bis 17:00 Uhr und freitags von 8:00 bis 15:00 Uhr telefonisch unter +49 (0)22899 643-8951 oder per E-Mail an gesundheit@destatis.de und natürlich über unser Kontaktformular im Internet unter www.destatis.de/kontakt/.

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Um Ihre Anfrage zügig beantworten zu können, haben wir Ihre Angaben wie Namen und Adresse elektronisch gespeichert. Für weitere Anfragen halten wir diese Angaben intern - ausschließlich zum Zwecke der Kundenpflege - vor. Falls Sie damit nicht einverstanden sind, bitten wir um Mitteilung.

Hab dem Einwohnermeldeamt in der Altstadt eine Bitte um Melderegisterauskunft gemailt, Hellas Schwägerin Ilona Jentzsch und ihrem Nachbarn Dieter Sebald auf den Anrufbeantworter gesprochen und beim sozialpsychiatrischen Dienst und in der Behindertenwerkstatt nach Hella gefragt. In der Werkstatt sei der Kontakt vor vier Jahren abgebrochen. In der Uniklinik war sie zuletzt im März.

Es ist beunruhigend, wenn Zahlen konkret werden. Meine Eltern haben mich nur gefragt, ob ich Hella mag. Ach Gott, ist das alles beknackt.

27. September 2012 um 18.00 Uhr: Hella ist gestorben, sagt Frau Oberthür vom Sozialpsychiatrischen Dienst auf der Wormser Straße. Sie dürfe mir die Todesursache nicht sagen. Ich soll mich an Hellas Verwandte wenden. Als ich Hella als Psychiatrietote bezeichnete, entgegnete Oberthür, so könne man das nicht sagen.

Mittwoch, 26. September 2012

Stricken :) Vielleicht belege ich einen Kurs. Sweetwater hatte Maxens CD noch nicht.
Helga Kreuz vermutet, dass Hella Jentzsch tot ist. Ihr sollte Knochenmark transplantiert werden, nachdem sie unter den Psychopharmaka Leukämie bekommen hätte. Ich finde Hella nicht über Klicktel. Bevor ich auf dem Einwohnermeldeamt anfrage, rufe ich bei ihr im Haus und beim sozialpsychiatrischen Dienst an.

Kaela Kundisch glaubt, dass Petra Wittig sich verhört hat und dass zu ihr im Maßregelvollzug niemand gesagt hätte: "Solche wie dich müsste man aufhängen." Außerdem sagt Karla, es müsse Räume geben, in denen man gegen seinen Willen untergebracht wird. Ich bin immer noch geschockt. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.
Filmmusik von Elliot Goldenthal

Till Schweiger diese Woche

Erdnusscreme
zum Sellerie mit Sesam.

Ich wäre so gerne schöner und jünger. Aber der Kaffee tat gut. Ich schlafe inzwischen mehr bis hin zur Taubheit. Es ist tatsächlich so, dass ich von einem zum anderen Moment zu hören beginne. Wahnsinn, ich hätte nie gedacht, dass das geht. Was passiert da in mir? Gibt es da irgendwo einen Schalter, der umgelegt wird? Und wenn, wo ist der? Im Thalamus? Was passiert dort im Schlaf?

Westerwelles olivfarbener Schlips und die Risperdal-Dosisreduktion scheinen eine toxische Kombination zu sein. Aber mich zuzudröhnen statt mehr Sport zu machen kann auch nicht die Lösung sein.

Wie plastische Chirurgie mit geschlossenen Augen klingt? Wie Schlürfen.

Duschen ist das Beste, was mir im Moment einfällt. Ich würde heute gern ohne Loperamid auskommen. Ein MP3-Player wäre gut. Dann würde ich den ganzen Tag As Tears go by hören. Huchja. Nun denn. Das Original ist wieder mal offline. Was trägt wirklich? Was kann wirklich tragen?

Dienstag, 25. September 2012

Hab heute gekuppelt und bin gespannt, ob ein Job draus wird. Losgegangen ist es damit, dass ich vor Jahren André Kleinheisterkamp nach seiner neuen Brille für den Disy-Smalltalk gefragt hatte. Dann kaufte Niels Petersen für seine Kanzlei zwei Bilder und drückte mir für die korrekte Rechnungsadresse eine Visitenkarte in die Hand, auf der unter anderem der Name Kleinheisterkamp stand. Damals fragte ich ihn, ob Tim bei ihm Praktikum machen könnte, worauf er mit leuchtenden Augen von Noerr sprach. Diese Woche erzählte nun Dirk Raabe von Noerr. Seine Freundin arbeitete dort, als sie noch in München wohnten. Was lag da näher, als Niels Petersen zu fragen, was er von einem Gespräch mit ihr hält. Ich bin gespannt, was draus wird.

Gerlind ist heute den zweiten Tag in der Redaktion. Es ist Wahnsinn: Die Schränke, die sich seit Monaten scheinbar nicht verrücken ließen, stehen jetzt alle, naja fast alle, wieder am alten Platz. Hoffentlich bleibt sie. Es wäre so schön! Aber Gerlind wird es sich bestimmt noch in Ruhe überlegen.
Wochenende

Montag, 24. September 2012

Stephan rief an und fragte, ob ich zurückrufe. Als ich zurückrief, war er nicht im Zimmer, so dass sein Bettnachbar ans Telefon ging. Ob ich ihn auch bescheuert finde, wollte er wissen. Stephans Mutter wohnt ganz in der Nähe.
Linsen mit Würzöl.
Ein Traum.

Heiter bis wolkig
... Hab grad den Wetterbericht weggekickt. Der gesamte Himmel ist bedeckt.

Sonntag, 23. September 2012

Albrecht will in neun Jahren Dresdner Bürgermeister werden. Beruhigend, mindestens so beruhigend wie Ninas Kellnern in der Vorstadt und Leos Plan Deutschlands Superstar zu werden.

Das Casting wird Leo bestimmt Spaß machen. Ich bin gespannt auf seine Eindrücke. Mich trug "As Tears Go By" von Mick Jagger. Das habe ich beim Zubereiten der Sondennahrung in der Stationsküche auf der Chirurgischen Wachstation gesungen und mich dabei total frei gefühlt. Da die meisten Patienten intubiert waren, hielt sich das Feedback in Grenzen.

Schade, dass Tim so wenig über seine Pläne sagt. Am 27. September spielt er auf der Fröbelstraße zu einem Herbstfest mit Chervil, wenn ich richtig zugehört habe.

Albrecht hat vom Dresdner Aquarium im Wiener Loch erzählt, einer Idee von Friedrich Tietze. 120 Millionen Euro soll es kosten und der Stadt jährlich 900.000 Besucher bescheren.

In das Stadtwiki finden auch Visionen Eingang. Und zwar nicht nur die von Helma.

Leipzig soll auf Regierungsbeschluss hin die Filmemacher und die anderen Medien konzentrieren, sagt Albrecht.

Am 26. September ist eine nichtöffentliche Sitzung des Behindertenbeirates zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in der Landeshauptstadt Dresden.

From: christine
Sent: Sunday, September 23, 2012 10:29 PM
To: uwe.ostmann@web.de
Subject: Fw: 13. Sitzung des Behindertenbeirates

Lieber Herr Ostmann,

angesichts der Psychiatrieerfahrenen oft unterstellten Einwilligungsunfähigkeit fixiert das BGB eine Entrechtung Psychiatrieerfahrener: Eine Sterilisation aus medizinischen Gründen darf nach § 1905 BGB erfolgen, "wenn der Betroffene auf Dauer einwilligungsunfähig bleibt" und "wenn ohne den Eingriff eine Schwangerschaft wahrscheinlich wäre".

Viele Psychiatrieerfahrene werden oft über viele Jahre mit fruchtschädigenden Pharmaka behandelt und sind deshalb ungewollt kinderlos.

So wurde ich zum Beispiel jahrelang mit Carbamazepin behandelt, das zur Spina bifida beim Kind führen kann. Die Therapie führte bei mir mit Behandlungsbeginn zu einer faktischen Sterilität. Das widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention. Bei meinem derzeitigen Präparat, Risperdal, liegen kaum Erfahrungen zu Schwangerschaften vor, obwohl es breit eingesetzt wird. Das spricht Bände, einerseits für das unethische Vorgehen der Therapeuten bei der Behandlung von Frauen im gebärfähigen Alter, andererseits für das profitorientierte Agieren des Pharmakonzerns, der sich nicht zu einem gründlichem Hinterfragen der Wirkung von Risperdal auf das ungeborene Leben genötigt sah.

Eine Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention schließt dementsprechend Psychopharmakagaben vor Realisierung des Kinderwunsches aus. Deshalb braucht die Stadt ein entsprechendes sozialpsychiatrisches Netz, das Schwangerschaft und Stillzeit ohne Psychopharmaka ermöglicht.

Herzlich
Christine Salzer


From: christine
Sent: Sunday, September 23, 2012 8:35 PM
To: uwe.ostmann@web.de
Subject: 13. Sitzung des Behindertenbeirates

Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in der Landeshauptstadt Dresden - Aktionsplan für Dresden (langfristige Ziele mit Maßnahmen)

Lieber Herr Ostmann,

Information, Aufklärung und Einwilligung sind die Grundlagen für ein gleichberechtigtes Miteinander. Wenn sie im Behandlungsvertrag umgangen werden, ist es schwer, als Patient Recht zu bekommen. Eine Hintertür sie zu umgehen, sind angebliche Einwilligungsunfähigkeit oder, falls die nicht greift, sogenannte Unaufschiebbarkeit.

Gedächtnisprotokolle Psychiatrieerfahrener sind ein wichtiger Schritt zum Verbot der Zwangspsychiatrie und damit zur Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland.

Dabei ist eine Zwangsmaßnahme alles, womit der Patient im weiteren Sinn nicht einverstanden ist. Dazu zählt, wenn es dem Patienten verboten ist, die Station zu verlassen, oder wenn das Personal durch Zureden psychologischen Druck aufbaut, damit er seine Medikamente nimmt.

Gegenwärtig ist mit Hinweis auf das Heilmittelwerbegesetz der Zugang zur leicht gen Nebenwirkungskatalog zu kippenden Roten Liste beschränkt. Außerhalb des Gesundheitsmarktes wäre das eine undenkbare Bevormundung des Kunden.

Wie hält es die Stadt künftig im Zusammenhang mit der Zwangsmedikation Psychiatriebetroffener mit dem Zugang dieser Patientengruppe zur Roten Liste, zumal der Therapeut hier durch den Gesetzgeber nicht zwingend zur Aufklärung (Seite 4ff, Untertitel 2 Behandlungsvertrag) verpflichtet ist?

Herzlich
Christine Salzer
Autsch, Ganztagsschule ;(